Dank an Herrn Heinrich Liebherr Kirchenmusiker in St. Michael am Pfingstsonntag, 19. Mai 2024

Dankrede von Pfarrer Josef Kühn

Sehr geehrter, lieber Herr Liebherr,

letztes Jahr am 6. Januar 2023, haben wir Sie hier für 40 Jahre aktiven Dienst als Organist, Chorleiter und Orchester­dirigent geehrt. Heute danken wir Ihnen für Ihr langjähriges kirchenmusikalisches Wirken in leitender Funktion hier in St. Michael, aber auch in Altstädten, St. Peter und Paul. Zum Ende dieses Monats beginnen Sie die wohlverdiente Phase des Ruhestands. Sie werden weiterhin mit geringfügiger Stundenzahl als Organist tätig sein, von daher ist dies heute kein Abschied, aber eine Zäsur. Und vor allem ein Grund, Ihnen aus ganzem Herzen danke zu sagen.

Der antike griechische Mathematiker und Philosoph Pythagoras hat einer Legende nach festgestellt, dass das Ver­hältnis der Gewichte von Hämmern, die auf einen Amboss schlagen, mit dem Verhältnis der Tonhöhen übereinstimmt, die dieser Schlag erzeugt. Miteinander harmonierende Ton­höhen lassen sich in Zahlen wiedergeben. Terzen, Quarten, Quinten und Oktaven sind in Zahlen darstellbar. Dem menschlichen Gehör ist es eigen, in einer Tonfolge oder einem Zusammenklang verschiedener mathematisch darstellbarer Tonhöhen eine Harmonie zu erkennen. Das ist faszinierend.

So führt uns die bloße Musik, eine bloße Melodie in eine andere Sphäre. Sie macht eine Gänsehaut, ein schöner Schauer fährt uns über den Rücken, Tränen der Rührung treten aus den Augen hervor. Musik macht etwas mit uns.

Musik hebt uns – religiös gesprochen – in den Himmel. Sie erhebt unsere Herzen. Und dann sind sie, wie der in der Eucharistie sagen, „beim Herrn“. Welches Instrument kann uns da besser helfen als die Orgel? Bei ihr spielen die Zahlen eine wichtige Rolle. Die Register sind geordnet: Vier Fuß, acht Fuß, 16 Fuß – alles mathematisch begründbar.

Sie, lieber Herr Liebherr, haben die Gemeinden von St. Michael und Peter und Paul und darüber hinaus durch ihr Orgelspiel und Ihr gesamtes musikalisches Wirken – ich sag’s jetzt mal pathetisch – in eine andere Sphäre gehoben; Sie haben durch Ihre Musik dazu beigetragen, dass die menschliche Seele mit dem Himmel und mit Gott in Berüh­rung kommt. Gott hat einen Ton, eine ganze Melodie, eine harmonische Tonfolge, ein Zusammen mehrerer Töne, ein Konzert in uns angestoßen und zum Klingen gebracht. Und wenn uns diese wunderbare Harmonie Gott näher bringt, ist das herrlich.

Sie haben uns durch Ihr Orgelspiel die geistliche Musik in ihrer ganzen Bandbreite nahegebracht. Als Dirigent von zwei Klangkörpern, dem St.-Michael-Chor und der Orchester­vereinigung Oberallgäu haben Sie Ihre Sängerinnen und Sänger, Ihre Musikerinnen und Musiker angeleitet, durch ihre vielen schönen Stimmen, ihr geübtes Spiel auf den Instrumenten Melodien gemeinsam und in Harmonie zum Klingen zu bringen. Das alles geht nicht ohne Vorbereitung und Übung. Viel Zeit und Energie muss investiert werden, dass aus Tönen Musik wird.

Sie, Herr Liebherr, haben sich seit 1983 um die Kirchen­musik und die Orchestermusik in Sonthofen verdient gemacht. Sie haben eigene Interessen hintangestellt, um für die Allgemeinheit und insbesondere die Gemeinde von St. Michael einen wichtigen und wertvollen Dienst zu leisten. Sicherlich musste Ihre Familie, besonders Ihre Ehefrau, manchen Verzicht in Kauf nehmen. Vor allem an den großen Feiertagen, Ostern und Weihnachten, wenn andere Familien zusammen feiern konnten, war Ihr Einsatz in der Kirche gefragt. Da steht der Dienst für den lieben Gott und seine Gemeinde gefühlt in direkter Konkurrenz zum Familien­leben. Ihnen, Frau Liebherr, und Ihren Kindern an dieser Stelle herzlichen Dank, dass Sie die Berufung Ihres Mannes und Vaters mitgetragen, ihn unterstützt und ihm den Rücken frei gehalten haben. Nun ist die Zeit gekommen, wo der Opa für seine inzwischen elf Enkelkinder da sein kann, ohne auf die Uhr schauen zu müssen, ob die Zeit zum Aufbruch in die Kirche schon gekommen ist.

Lieber Herr Liebherr, ich kenne Sie nur freundlich. Ihnen war keine Arbeit zu viel. Sie haben Ihre Arbeit mehr als hundertprozentig getan; Sie haben Ihr ganzes Herzblut reingesteckt. Sie haben sich auch bei Krankheit nur schwer zurückhalten lassen, nicht zur Arbeit zu gehen. Das Feuer der Begeisterung für die Musik – zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen – brennt in Ihnen. Das war und ist jederzeit zu erleben. Am eindrucksvollsten ist es zu sehen, wenn Sie am Dirigierpult stehen. Am besten zu hören, wenn Sie oben auf der Empore in die Tasten greifen und der Köni­gin der Instrumente ein akustisches Feuerwerk entlocken. Sie sind ein Musiker ohne Allüren und ein Mensch, den man nur gernhaben kann. Sie haben große Werke namhafter Komponisten zur Aufführung gebracht und die musikalische Landschaft in Sonthofen und im Oberallgäu geprägt und sind Ihrem Naturell entsprechend immer nahbar und bescheiden geblieben. Sie sind ein Teamplayer, der Erste unter Gleichen, dem die anderen gerne folgen, wenn er den Taktstock fest in der Hand hat.

Sie stammen aus Kempten und leben seit über 40 Jahren in Sonthofen. Die Iller scheint Sie auch geprägt zu haben. Sie fließt schnell, die Geschwindigkeit trägt sie in ihrem Namen, sie fließt frisch, spritzig und belebt. So kennen wir Sie als Musiker. Sie spielen allegro wie die Iller und nicht andante wie die Donau.

Lieber Herr Liebherr, am 31. Mai geht eine Ära zu Ende. Für diese Ära danke ich Ihnen, im Namen von der Pfarreien St. Michael und St. Peter und Paul und der gesamten kath. Pfarreiengemeinschaft Sonthofen mit allen Gremien. Wehmütig sind wir, weil die Ära zu Ende geht, aber der Ruhestand sei Ihnen von ganzem Herzen gegönnt.

Wir alle sind froh, stolz und dankbar, dass Sie so lange zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen Kirchenmusiker waren und es – ein wenig – auch noch bleiben.

Ich wünsche Ihnen im Kreis Ihrer Familie für Ihre Zukunft alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit und in allem und über allem Gottes stets belebenden Geist und seinen reichen Segen. Auf viele Jahre! – Pfarrer Josef Kühn

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